Winfried Mack MdL

Die Duale Ausbildung ist der Schlüssel gegen den Fachkräftemangel

Plenarrede des Landtagsabgeordneten Winfried Mack zur aktuellen Debatte "Wie begegnet Baden-Württemberg dem Fachkräftemangel? " am 7. April 2022

Wir brauchen eine Erkenntniswende! Denn die Duale Ausbildung ist der Grundpfeiler unseres ökonomischen und sozialen Erfolges. Ohne unsere Fachkräfte, Gesellen, Meister und Techniker würde bei uns nichts funktionieren!

Deshalb lautet die Antwort auf den Fachkräftemangel: Stärkung der Dualen Ausbildung!

Das Duale System ist auch ein sozialer Eckpfeiler, hier befindet sich die Mitte der Gesellschaft, es hält die Gesellschaft zusammen. 

Das duale System ist aber von vielen Seiten bedroht: 

  • Geburtenschwache Jahrgänge kommen, sehr starke gehen in Rente. Der demographische Wandel wirkt sich immer stärker aus. 
  • Wir brauchen die notwendige Schulbildung für das duale System.  
  • Berufsbilder und Profile wechseln schnell, der Weiterbildungsbedarf ist enorm. 
  • Durch den Strukturwandel, durch die Digitalisierung und Internationalisierung in vielen Bereichen ergibt sich ein ständiger Veränderungsbedarf. 

Eine Ausbildung ist nicht weniger wert als ein Studium, sie ist die Basis für ein gutes Einkommen, einen sicheren Arbeitsplatz und bietet zahlreiche Aufstiegschancen.

Wir haben einen enormen Fachkräfte-Bedarf:
Nach IHK Fachkräftemonitor fehlen bis 2035: 863.000 Fachkräfte, der Großteil mit dualer Aus- und Weiterbildung.

Die Handwerkskammern in Baden-Württemberg schätzen, dass in den kommenden 5 Jahren 23.000 Betriebe zur Übergabe anstehen. Zudem gibt es im Handwerk in Baden-Württemberg derzeit rund 17.500 offene Stellen. Nur 2 % der Handwerksbetriebe finden hier im Land unproblematisch qualifizierte Fachkräfte. 98 % aber nicht.

Auch deshalb ist die von uns beschlossene Meisterprämie so wichtig. Davon profitieren rund 3.000 Handwerkerinnen und Handwerker pro Jahr. Fachkräfte gewinnen wir dann, wenn die akademische und die berufliche Ausbildung den gleichen Stellenwert erhalten. Deshalb streben wir an, die Meisterprämie auf alle Bereiche auszudehnen.

Das 365 Euro-Ticket oder die Azubi-Card sind die richtige Antwort auf den Fachkräftemangel in Handwerk, Dienstleistung, Industrie und sozialen Berufen.

Die Digitalisierung ist längst auch im Handwerk und Mittelstand angekommen. KI und Handwerk müssen wir zusammen denken. Deshalb sind Investitionen in moderne Ausbildungsstätten elementar. Die Landkreise investieren enorm in die Kreisberufsschulzentren: Fachkräfte gewinnen wir nicht mit Technik aus dem letzten Jahrhundert!

KI wird uns in Zukunft vieles erleichtern und Arbeitsprozesse optimieren. So können wir unsere Fachkräfte gezielter einsetzen. Das bedeutet aber auch, dass es immer mehr Berufe geben wird, für die man eine gute Ausbildung braucht. Deshalb brauchen wir gute Bildung und Weiterbildung.

Jeder muss die Möglichkeit haben, eine Duale Ausbildung aufzunehmen und sich weiterzuentwickeln. Deshalb sind auch unsere Abendrealschulen und -Gymnasien sehr wichtig, oder die ressortübergreifende Strategie „WeiterMitBildung“.

Wichtig ist, dass KI jedem Betrieb zur Verfügung stehen muss. Vom großen Industrieunternehmen bis zum kleinen Handwerksbetrieb. 

Wir wollen klimaneutral werden, aber Industrieland bleiben. Dafür brauchen wir unsere Fachkräfte.

Im Handwerk wird der Klimaschutz ganz praktisch umgesetzt. Neudeutsch e-Handwerk oder eben der gute alte Elektriker, der sich um smarte Wohnungen kümmert, der die Photovoltaikanlage und die Wallbox anschließt oder der Stromleitungen verlegt.

Er wird genauso gebraucht wie der Heizungsbauer, die gerade wichtiger denn je sind und die Kunden in dieser kritischen Situation beraten müssen, wie die Häuser energieeffizienter geheizt werden können.

Auch der Zimmermann oder der Stuckateur – sie modernisieren die Häuser klimafreundlich oder bauen neue energieautarke Gebäude. Wer aktiv etwas fürs Klima tun will ist im Handwerk genau richtig!

Allein im HH-Jahr 2022 stellt das Land 80 Millionen Euro für die Fachkräftesicherung zur Verfügung.

Zum Beispiel bei der Zukunftsinitiative Handwerk 2025, die das Land mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützt, bildet die Fachkräftegewinnung eine tragende Säule.

Damit wir Fachkräfte dort finden, wo sie gebraucht werden, muss die Berufsberatung und die Berufsorientierung ausgeweitet werden – gerade auch an Gymnasien und gerade auch an den Hochschulen. Die Neigung, Begabungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler müssen im Vordergrund stehen. Bevor jemand mit einem Studium scheitert, ist er vielleicht mit einer Ausbildung oder einem dualen Studium besser beraten.

Das Handwerk ist natürlich nur ein Beispiel. Das gleiche gilt für unsere Pflegeberufe oder unsere Erzieherinnen und Erzieher. Schlägt man die Stellenanzeigen auf, gibt es kaum eine Seite ohne die Suche nach sozialem Fachpersonal. Hier muss neben der Bezahlung auch die Rahmenbedingungen geändert werden. Wer 30 Jahre als Pflegekraft gearbeitet hat, kann vielleicht nicht mehr schwere Patienten waschen oder Nachtschichten durchhalten. Dafür braucht es Lösungen, wie diese Fachkräfte im Beruf bleiben können, aber mit geänderten Anforderungen. Z.B. mehr Einsatz in der Ausbildung künftiger Fachkräfte, neue Arbeitszeiten oder Unterstützung bei körperlich anstrengenden Arbeiten.

Und denken wir an die Babyboomer-Generation, die in wenigen Jahren in Rente geht. Die „65 plus“ stehen heute mitten im Leben, viele möchten gern weiterarbeiten, sind wichtige Fachkräfte mit viel Wissen in ihren Firmen. Hier braucht es eine Flexibilisierung. Wer weiterarbeiten möchte, muss dies auch tun können und die Arbeit muss sich weiterhin lohnen.

Wichtig sind Betreuungsangebote: Wer arbeiten möchte, das aber nicht kann, weil die flexiblen Betreuungsmöglichkeiten fehlen, der fehlt seinem Arbeitgeber als wichtige Fachkraft. Hier müssen wir nicht nur an Ganztag in Kita und der Grundschule denken. Die Eltern möchten ihre Arbeitszeit nicht nach der Grundschule wieder zurückfahren, sondern wir brauchen auch Ganztagsbetreuung bis zur Klasse 7.

Reichen alle Maßnahmen hier in Baden-Württemberg nicht aus, müssen wir Fachkräfte im Ausland fürs Arbeiten im Ländle begeistern. Aber eben nicht nur fürs Arbeiten, sondern auch fürs Leben hier in Baden-Württemberg. 

Die Fachkräfte, die mit ihren Familien nach Baden-Württemberg kommen – aus Deutschland, aus Europa, aus der ganzen Welt: Die möchten gern in der Nähe ihres Arbeitsplatzes eine Wohnung oder noch besser ein Haus finden. Sie brauchen einen Kindergartenplatz, eine gute Schule in der Nähe, sie wollen Kultur und Sport, Erholung in der Nähe. Deshalb sind unsere Städte und Gemeinden, neben den Unternehmen, der Schlüssel für die Fachkräftegewinnung. Hier müssen die Mitarbeiter und deren Familien gerne wohnen.

Baden-Württemberg unterstützt viele Welcome-Center, die bei der Vernetzung der Fachkräfte helfen. 

In Summe bleibt festzuhalten: Die Nachfrage nach Fachkräften im Land bleibt ungebrochen. Viele Branchen sind besonders hart vom Fachkräftemangel betroffen.

Deshalb bedarf es weiterhin der gemeinsamen Anstrengung von Politik, Bildungseinrichtungen, Verbänden und Betrieben, diesem Mangel mit attraktiven Angeboten, durch Qualifizierung und Weiterbildung - aber auch Anwerben qualifizierter Fachkräfte im Ausland - entgegen zu wirken. Die vorhandenen Strukturen im Land, um diese Aufgabe anzugehen, sind gut. Besondere Aufmerksamkeit brauchen unser Mittelstand, das Handwerk und die sozialen Berufe. Hier greift das Land mit unterstützenden Maßnahmen ein, die sich als effizient und nützlich erwiesen haben.

Meine Fraktion wird sich für weitere Mittel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im kommenden Haushalt einsetzen. Entscheidend ist, dass unserem Land immer bewusst ist, welche enormen Chancen in der Dualen Ausbildung stecken - für jeden einzelnen.